Auf einem Con hat mir ein verdutzter Spieler gesagt: „Was kommt als nächstes? Intelligente Stadtwachen?“ Natürlich. Jeder NPC bei THORG führt ein eigenes Leben. Er hat seine eigenen Regeln, Gefühle, Gedanken, usw. Das sind keine Marionetten. Selbst ein einfacher Bauernjunge hat seine Träume und Pläne. Versuchen Sie doch mal in unserer Welt einer Stadtwache (Polizei) dumm zu kommen oder mit Gewalt zu drohen. Mal sehen wie überrascht Sie sind. Jeder NPC muß von mir so geführt werden, daß die Spieler Statist oder Informant nicht unterscheiden können. Wenn Ihre Spieler ständig versagen, wird die Unwelt entsprechend darauf reagieren. Wenn die Spieler jedoch viele Aufgaben mit Bravour gelöst haben, wird sich auch das herumsprechen. Bei THORG gibt es dafür den Wert Ruf. Bei einem gewissen Wert müssen die NPC schon was drauflegen, wenn die Charaktere ihnen zuhören sollen. Umgekehrt kann der Charakter mit einem schlechten Ruf, oder noch sehr wenig Bekanntheit, keine besonderen Forderungen stellen. Denken Sie mal an die Umwelt hier auf der Erde. Wenn sie ein Auto fahren und in Ihrer Werkstatt die Rechnung sehen, denken Sie an mich. Spezialisten sind eben teuer.
August 12, 2012
Die Umwelt reagiert
August 11, 2012
Was heisst Kultur im Rollenspiel?
Was geschieht nun wenn ein Spieler sich für eine Rasse oder Kultur entschieden hat?
Vergessen Sie nicht, daß eine andere Rasse etwas völlig anderes ist als eine andere Kultur. Nehmen wir als Beispiel die Kulturen auf unserer Erde. Sie haben zuerst einmal die verschiedenen Kontinente. Innerhalb der Kontinente sind jeweils unterschiedliche Kulturen angesiedelt. Wir haben in Europa beispielsweise Deutsche, Spanier, Franzosen, Briten, etc. Jedes dieser Völker hat eine eigene Identität und Kultur. Außerdem eine eigene Sprache, Geschichte, etc. Innerhalb der verschiedenen Völker haben wir weitere Unterteilungen. Großbritannien unterscheidet den Waliser, den Schotten, den Britten, etc. Spanien unterscheidet die Basken, die Balearen, etc. In Deutschland haben wir die Hessen, die Bayern, die Schwaben, etc. Sie können diese Kette beliebig weiterdenken. Nun überlegen Sie mal, Sie würden ein Buch „Alles über den Bayern“ schreiben. Sollten Sie jetzt Ober-, Mittel-, und Unterfranken pauschal mit in dieses Buch nehmen, werden Sie wahrscheinlich gelyncht. Sie sollten also für Ihre Rasse bei Thorg keinerlei pauschales Urteil fällen. Nur Sie selbst wissen was für Sie ein Tlesh, ein Kensai oder ein Marjag bedeutet.
Die größte Gefahr, und gleichzeitig die einfachste Möglichkeit, liegt in dem Bedienen von Klischees. „Mein Zwerg, säuft, raucht, fu…zt und zieht sein Kettenhemd niemals aus.“ Nun gut. „Mein Elf trägt Strumpfhosen, ist ein Schöngeist und hat ein Ausklappbild vom Bogen des Monats dabei.“ Aha. „Mein Halbling nimmt gerade sein zwölftes Frühstück zu sich und bereitet dabei sein Mittagessen vor.“ Ähm, in Ordnung. „Meine Tlesh hat gerade einen neue Lederrüstung erstanden und braucht jetzt passende Schuhe und Accessoires.“ Wie?
Die Frage ist nun, haben diese Spieler eine andere Kultur dargestellt?
Meiner bescheidenen Meinung nach nicht. Wie kann man also eine Kultur darstellen, die sich von anderen unterscheidet? Als ersten Hinweis möchte ich die Ethnologische Bibliothek ihrer Universität oder Bücherei empfehlen. Man glaubt gar nicht was sich außerhalb des eigenen Erfahrungshorizontes so abspielt. Wenn Sie zum Beispiel eine Kultur mit Stammesritualen und Steppenleben kennen lernen wollen, die in mancher Literatur als altruistisch beschrieben wird, schauen Sie unter den Kung im südlichen Afrika nach (ein unvergessenes Seminar). Wenn Sie eine homophile Kultur mit ausreichend Knabenliebe wollen schauen Sie bei den antiken Griechen vorbei. Falls sie traditionellen Sex mit minderjährigen unvorstellbar finden lesen Sie ein Buch über die Massai. Wenn Sie Adlerweibchen beibringen wollen Wölfe zu jagen, informieren Sie sich über sibirische Nomadenvölker. Falls Sie Klöster mit Mönchen kennen lernen wollen die an nichts göttliches glauben, lernen Sie den japanischen Zen Buddhismus kennen. Ich schmökere oftmals in Ethnologie Büchern um Inspiration für Eigenarten meiner Charaktere zu bekommen.
Die zweite wichtige Methode ist die spontane Improvisation. Wenn Sie einen Marjag spielen der durch den Dschungel wandert haben Sie unzählige Möglichkeiten ihren Speiseplan zu erweitern. Schlangen, Affenhirn, riesige Vogelspinnen, Papagei, etc. Zu jeder Tierart die richtige Sauce zu finden war gar nicht so einfach für mich. Nachts habe ich meine Kameraden mit einem Wolfsheulkonzert wachgehalten. Ich dachte mir, wenn beide Monde Vollmond haben müssen die großen Marjag Astronomen irgendein Ritual haben. Also rasch mal die Monde angeheult um Bruder und Schwester zu ehren. Überlegen Sie sich in den verschiedensten Situationen einen Habitus der Sie von anderen Kulturen unterscheidet. Vielleicht gibt es in ihrer Umgebung auch Menschen die eine ganz besondere Marotte haben.
August 5, 2012
Komm mir nicht mit „Quellenbuch“
Ein Bekannter hat nach der Lektüre der Philosophie des Rollenspiels zu mir gemeint mein Schreibstil wäre THORGASM (ein Kunstwort aus THORG und Sarkasmus). Ich gebe zu, daß mir manchmal die Gäule durchgehen, nehmen Sie daher nicht alles so ernst was Sie hier lesen.
Ich möchte Ihnen keine genauen Beschreibungen geben, was einen Elfen, einen Marjag oder einen Tlesh ausmacht. Die Spieler sollten sich ihre eigenen Gedanken machen, und es soll verhindert werden, daß sie in einem Regelkorsett stecken. Wenn ein Spieler möchte, kann sein Marjag auch Vegetarier sein anstatt rohes Fleisch zu essen.
Stellen Sie sich folgende Situation vor: Jemand schreibt ein Buch mit dem Titel „Alles über Menschen“. Mit diesem Buch, das cirka 200 bis 300 Seiten hat (inkl. Bilder), geht er dann an eine Universität zu den ganzen
„–ologen“ (Politologe, Soziologe, Psychologe, Biologe, Ethnologe, Philosophen, etc.). Sprich zu allen Fachbereichen die sich mit Menschen beschäftigen. Er erklärt den Wissenschaftlern nun das sie alle Bücher verbrennen und jede Forschung einstellen können, denn in seinem Buch steht ALLES über Menschen. Seltsamerweise lachen ihn alle nur aus und schütteln den Kopf. Einer der Wissenschaftler fragt den Autor: „Warum glauben Sie in einem Buch alles über mehr als sechs Milliarden verschiedene Individuen schreiben zu können?“ Darauf der Mann: „Ich habe Bücher über Fantasie-Rassen gelesen in denen das angeblich funktioniert hat.“
Ich hoffe Sie verstehen was diese kleine Geschichte vermitteln sollte. Betrachten Sie die Völker bei THORG als Anregung, nicht als Bonusquelle für mehr Schaden oder Fähigkeiten.
August 4, 2012
Der Unterschied zwischen einem Gesellschaftsspiel und einem Fantasie-Rollenspiel
Manche Menschen spielen ihr Fantasie-Rollenspiel (FR) wie ein Brettspiel, oder Gesellschaftsspiel. Was die Regeln nicht vorgeben ist nicht erlaubt, was die Regeln sagen ist erlaubt (gehe nicht über Los, ziehe keine 4000 EP ein). Da liegt ein Missverständnis vor. In einem FR sollen die Regeln nur die Startbedingungen festlegen (die Charaktererschaffung). Danach soll der Charakter ein Held werden! Es mag zwar in unserer Welt notwendig sein, für alles eine UN-Resolution zu erwirken. Im Rollenspiel wäre das aber eher hinderlich. James Bond rettet nicht die Welt weil er alles ausdiskutiert und mit der Wirklichkeit abstimmt. Hauptsache es steht in Drehbuch und sieht gut aus. Wenn ich Realismus will, gehe ich morgens zur Arbeit. Dann kommt ein NPC zu mir (mein Chef) und sagt mir ganz genau, warum ich seine Arbeit so und nicht anders erledigen soll. Ein Brettspiel soll einen Gewinner in einem bestimmten Rahmen ermöglichen, einen Sieger festlegen. Tue dies, wenn Du gewinnen willst. Lasse jenes, weil Du sonst nicht gewinnen kannst. Das ist nicht der Sinn des Rollenspiels. Bei einem FR sollen die Charaktere gemeinsam eine Aufgabe lösen, an der andere gescheitert wären, oder bereits sind. Sie sollen das unmögliche möglich machen.
Juli 18, 2012
Ich liebe das Dungeon
Immer wieder taucht der Gedanke an die Ursprünge des Hobbys auf. Man hatte ein paar Werte, keine Talente oder Fähigkeiten, keine Feats, etc. Die Umgebung war nicht immer logisch aufgebaut (der Goblin lebte im Dungeon neben der Riesenratte) und es gab keine komplizierten Plots (wie in der Enemy Within Kampagne). Michael Curtis hat dazu interessante Gedanken (http://poleandrope.blogspot.de/2008/12/with-new-old-eyes.html).
Auch ich muß es mir immer wieder sagen: Ich liebe das Dungeon.
Juli 17, 2012
Leben wir in einem dunklen Zeitalter?
James Maliszewski (http://grognardia.blogspot.de/2009/01/ages-of-d.html) hat für sich die D&D Historie in mehrere Zeitalter unterteilt. Ich stimme Ihm in Teilen zu, besonders der Niedergang nach 1999. Glücklicherweise kommen die Regelbücher der 4 Edition inzwischen zu Wühltischpreisen auf den Markt, wodurch sich die Kosten für den Sammler und Forscher gering halten.
Ich frage mich oft ob die Retrowelle (http://dougsdevices.com/2011/12/1983-beyond-defending-basic-dungeons-dragons/) mit der Verklärung der guten alten Zeit zu tun hat oder ob damals wirklich alles besser war. Wenn ich mir die Diskussionen im Tanelorn Forum anschaue, und dabei berücksichtige von wem die Artikel stammen, bemerke ich eine erstaunliche Arroganz in den Beiträgen. Heutige Schüler und Studenten kennen das goldene Zeitalter (1974-1983 bei Maliszewski) nur noch aus Geschichtsbüchern. Aufgewachsen mit 40 Jahren Rollenspielhistorie, Internet und Computerumsetzungen sinnieren Sie über den Begriff Old School im Rollenspiel. Wotc und Hasbro haben den Urvater des Rollenspiels an eine vermeintliche Zielgruppe angepasst und dabei bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Vom eigentlichen Geist des Hobbys ist nicht viel übrig.
Können wir also von einem dunklen Zeitalter reden?
Vielleicht nicht. Da ich die Entwicklung der 5 Edition von D&D beobachte (dazu später mehr), kann man von einer Rückbesinnung reden. Ich will damit nicht sagen alles Alte war besser, aber die Richtung stimmt.