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September 22, 2014

Warum ist der deutsche Rollenspieler so konservativ?

Filed under: Rollenspiel — admin @ 23:20

Ich habe mir mit Interesse Blogeinträge zu der deutschen

Rollenspielszene und den Umsatzzahlen angesehen. Interessant finde ich

die geschätzten Auflagen der Systeme und die Spielrunden die ich im

Rollenspielverein im Forum sehe. Anscheinend weicht der Rollenspieler

sehr ungern von seinem Stammsystem ab. Was er vielmehr macht ist folgendes:

  1. Die neue Edition kaufen (auch nicht immer)
  2. In anderen Systemen Anregungen für Hausregeln übernehmen
  3.  Das System in einer alten Version spielen

Auch bei meinen Spielern finde ich diese Tendenz. Obwohl ich seit Jahren

gebetsmühlenartig andere Systeme anbiete (oder gar andere Genre), bleibt

es oftmals beim alten.

Wenn ich mir den jetzigen Stand der Platzhirsche anschaue (DSA, D&D,

Pathfinder) finde ich die Entwicklung nicht ermutigend. Ich verstehe

auch nicht, warum den System häufig eine religiöse Verehrung zuteil

wird, obwohl meiner Meinung nach die Hintergrundwelt viel wichtiger

ist. Ich habe bereits darüber sinniert, warum Ideen wie Planescape,

Birthright u.a. untergegangen sind. Neue Versuche wie z.B. Splittermond

bieten meiner Meinung nach nicht gerade eine Motivation das System zu

wechseln, Midgard scheint für immer in der Nische verschwunden zu sein

und Exoten wie L5R haben in Deutschland keine Chance (Uhrwerk hat es

aufgegeben).

Die veröffentlichten Umfragen im Vorfeld der neuen DSA Version haben

auch nur gezeigt: „Wasch mich, aber mach mich nicht naß“. D&D 5 scheint

mir eine mißlungene Symbiose aus 3.5 und 4 zu sein. Ich gebe aber nicht

den Verlagen die Schuld, es scheint mir eher eine starre Haltung der

Rollenspieler zu sein. Obwohl man sich rühmt die Fantasie zu nutzen,

kommt anscheinend genau diese zu kurz, wenn es um ein neues System oder

Setting geht.

Vielleicht liegt es daran, daß hauptsächlich „reifere“ Menschen aktiv

P&P in Deutschland betreiben. Da sich die heutige „Jugend“ anscheinend

nur schwer für analoges Spielen zu begeistern scheint (da würde mich mal

eine Statistik interessieren), sind es wohl Menschen die in Ihrer

Jugend mit einem System infiziert wurden und diesem System mehr oder

weniger treu bleiben. Vielleicht liegt es auch an der deutschen

Mentalität, die nicht gerade für Wandel, Wechsel und Revolution steht.

9 Comments »

  1. Vielleicht aber – und Achtung, jetzt kommt eine ganz wahnwitzige Theorie – MÖGEN wir einfach unser Haussystem?

    Kommentar by meisterperson — September 23, 2014 @ 00:12

  2. „Ich verstehe auch nicht, warum den System häufig eine religiöse Verehrung zuteil wird, obwohl meiner Meinung nach die Hintergrundwelt viel wichtiger ist.“

    In der Tat ist das Setting wichtiger. Also will ich das Setting bespielen, aber muß ich mir dazu schon wieder 200 bis 500 Seiten Regeln reintun? Und bis das richtig flutscht, vergehen eh wieder Monate. Wozu? Lieber das Setting adaptieren auf ein System, das man kennt, mag und das für die jeweilige Runde funktioniert. Das hat mit religiöser Verehrung nix zu tun, sondern mit knallhartem Pragmatismus, zumindest bei mir und den mir bekannten Rollenspielern.

    Ganz ehrlich? Neue Regeln braucht kein Mensch. Es gibt einen Haufen generische Systeme (meine Favs sind Basic Roleplaying, BEAM-D&D und Savage Worlds), mit denen man ALLES machen kann, wenn man ein wenig reinsteckt, und ich meine „ein wenig“ im Vergleich zum Aufwand, einen Klopper wie Splittermond WIRKLICH zu durchsteigen und ins Rückenmark zu kriegen.

    Kommentar by Tagschatten — September 23, 2014 @ 02:52

  3. offene Türen mein Freund, offene Türen.

    Ich denke, es ist eine Mischung aus alledem. Das liegt m.E. aber nicht an der Jugend, Brettspiele z.B. sind AFAIK noch sehr, oder mehr als zuvor, beliebt. Die Brettspielbranche ist sich ihrer Stärken und Schwächen aber sehr bewusst. Das Problem liegt also eher daran, dass die Rollenspielbranche versucht etwas zu sein, was sie nicht ist. Die liefert keine Rollenspiele, die den Anforderungen entsprechen, sondern, wie sie gerne wäre (eine Spielebranche).

    Kommentar by Falk — September 23, 2014 @ 11:46

  4. Ich glaube, das ist nicht nur in Deutschland so. Die US-Community ist ca. 10x größer, daher ist auch deren Nische entsprechend aktiver.

    Kommentar by Zant — September 23, 2014 @ 12:26

  5. Hmmm, frage mich, wie genau Wandel, Wechsel und Revolution am Spieltisch aussehen müßten um mich zu begeistern… Grundsätzlich gebe ich dir da ein bißchen recht. Aber andererseits sehe ich keinen Grund, und habe es noch nie, daß irgendjemand irgendwo außerhalb seiner Komfortzone was neues suchen muß, nur um des Neuen wegen. Pfft. Spießiger Aktionismus.
    Hast du die 5e mal ausprobiert? Für mich erscheint sie recht gelungen, bis auf die Entscheidene Tatsache, daß es keine deutsche Edition gibt. Da bin ich ja eigen, schon aus rein praktischen Erwägungen (Spieler mit sehr schlechten Englischkenntnissen am Tisch).

    Kommentar by Rorschachhamster — September 23, 2014 @ 15:37

  6. Moin,

    bei mir hat das einen einfachen Grund:

    Ich mag keine One-Shotz oder Kurzkampagnen sondern bevorzuge langfristige Kampagnen. Dafür nehme ich natürlich ein System durchgängig.

    Splittermind ist übrigens bei uns durchaus ein System, das wir gerade testen und das durchaus bei einigen einen Wechsel verursacht hat. Weil es einfach gut gemacht ist.

    Kommentar by Xemides — September 23, 2014 @ 23:06

  7. Ich meine damit, ein neues Rollenspiel auszuprobieren. Die meisten Spieler bevorzugen es bei Ihrem System zu bleiben ohne einmal etwas Neues zu testen. In unserem Hobby sollte es aber möglich und üblich sein möglichst viele verschiedene Dinge einmal gespielt zu haben. Ebenso werden einmal gemachte Erfahrungen mit einem System Für allgemein gültig erklärt, obwohl viele Erfahrungen von der Gruppe, dem Spielleiter, und dem verwendeten Setting abhängen.

    Kommentar by Admin — September 24, 2014 @ 08:34

  8. Moin!

    Die meisten Rollenspieler (nicht -leiter) sehen die „Systemfrage“ aus der Perspektive „ihren Charakter zu spielen“ heraus und bewerten danach Kosten/Nutzen eines Systemumstieges.

    Ein Systemwechsel beinhaltet immer, den alten Charakter ad akta zu legen, sich auf eine neue Spielwelt einzulassen und neue Spielregeln zu lernen. Die Frage nach dem „welchen Vorteil bringt mir ein Wechsel“ wird dann entsprechend schnell negativ beantwortet, weil man mit Spielwelt und Spielregeln sehr vertraut ist und ein Umstieg immer Aufwand, Lernen und nicht selten Probleme erfordert.
    Je größer der Abstand zum alten Setting/Genre ist, desto mehr Umgewöhnung wird notwendig. Ist der Abstand klein, stellt sich die Frage nach dem „warum überhaupt“.

    Die erfolgreichsten Rollenspiele (DSA, D&D, PF) bieten ohnehin Settings, in die alles schnell importiert werden kann. Warum soll ich mir ein Piratenrollenspiel nehmen, wenn ich leicht ein paar Piratenabenteuer in meine Spielwelt integrieren kann? Und was ist, wenn mir der Piratensalat gar nicht lange schmeckt und schnell ausgelutscht ist? Soll ich dann wieder was neues nehmen? Und was ist mit meinem Charakter? Wird der demnächst in einer Klarsichtfolie abgeheftet und nie mehr gespielt werden? …

    Und seien wir mal ehrlich: Die meisten Probleme, die man am Tisch beim Spielen hat, werden durch einen Systemwechsel nicht gelöst. Mit dem langjährig erprobten Spielregeln hat man sich arrangiert, hat Hausregeln oder eben „ignorieren“ abgesprochen. Und meistens löst das neue System vielleicht hier und dort etwas, schafft an anderer Stelle aber wieder ganz neue Probleme.

    Dazu kommt, dass Rollenspiele immer eine gewisse Investition erfordern.
    Zunächst muss ich erst einmal Geld investieren. Anfangs macht das der Spielleiter, aber nach und nach kaufen sich auch die Spieler selbst die Regelsysteme. Diese Investition wird wertlos, wenn man umsteigt.
    Die in D erfolgreichen Systeme besitzen dazu noch eine gewisse Komplexität. Man beherrscht die Regeln nicht gleich mal eben so und durchschaut alle Nuancen. Reibungslos (ohne nachschlagen) spielt sich das System erst nach einer Weile. Ständiger Wechsel impliziert, dass man ständig in der „muss nachschlagen“ Phase spielt.

    Und zu guter letzt: Rollenspiel ist für konstantes Kampagnenspiel gemacht. Genau da ist es stark und interessant. Genau damit wird man als Rollenspieler-Noob geködert. Warum wundern sich die Spielleiter, dass die Spieler sich dann dagegen aussprechen genau das durch Systemwechsel auszuschalten?

    Nicht falsch verstehen: Ich spiele sehr gern neue Systeme, probiere Settings und Regeln aus und bin da sehr aufgeschlossen. Aber ich kann eben auch die Spieler verstehen, die eben lieber da spielen, wo sie sich „zu Hause“ fühlen.

    Kommentar by Boba von Tanelorn — September 24, 2014 @ 10:38

  9. „Da sich die heutige „Jugend“ anscheinend nur schwer für analoges Spielen zu begeistern scheint (da würde mich mal eine Statistik interessieren), sind es wohl Menschen die in IhrerJugend mit einem System infiziert wurden und diesem System mehr oder weniger treu bleiben.“

    Um neue/junge Spieler für die Szene zu begeistern muss aktiv daran gearbeitet werden, das sehe ich bei uns sehr stark. Der Rollespielverein dem ich angehöre, liegt in der nächsten größeren Stadt (Osnabrück, ca 30km von meinem Heimatort entfernt) da dort jedoch die Motivation geringer ist das Hobby anderen Leuten näherzubringen (trotz 3 Cons im Jahr) schaffe ich es mit 2-3 Begeisterten hier etwa die fünffache Menge an Neuspielern zu „erzeugen“.
    Fazit:
    Wenn viele Leute (Rollenspielverein hat etwa 70 Mitglieder) vorhanden sind, neigen die meisten dazu sich auf die anderen zu verlassen und nicht selber aktiv zu werden! DAS KANN ABER SO NICHT FUNKTIONIEREN! Wenn wir Nachwuchs für unsere Szene haben wollen, dann müssen wir aktiv werden!

    Kommentar by Florian — Juni 2, 2015 @ 12:22

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